HCE Blick von Unterwindegg auf Scha nis St. Sebastian Ausschnitt

Blick von der Burgruine Niederwindegg (rechts) gegen das Dorf Schänis, Aquarell (Ausschnitt) von Hans C. Escher, 1811.

museum button 12 Burgruine Niederwindegg

Die Burgruine Niederwindegg liegt auf einer Nagelfluhrippe zwischen Schänis und Ziegelbrücke und bietet eine schöne Sicht auf das Linthgebiet. Die Burganlage besteht aus zwei durch einen Graben getrennte Gebäudekomplexe mit bisher unbekannter Baugeschichte. Die südwestliche Anlage ist dicht mit Unterholz überwachsen. Oberflächlich sind von ihr nur noch wenige gut einen Meter hoch aufragende Mauerreste sichtbar. Der überwiegende Teil der Mauern ist unter Schutt begraben und im Gelände lediglich noch als wallartige Erhebungen zu erkennen. Vom nordöstlichen Gebäudekomplex sind drei hochaufragende, im Grundriss U-förmig angeordnete Mauern erhalten. Im Jahr 2020 wurde eine bauarchäologische Untersuchung und Konservierung der Ruine durchgeführt. Jakob Obrecht, dipl. Ing. ETH, Füllinsdorf, hat diese Arbeiten in einem umfassenden Bericht dokumentiert.

Es wurde eine Grillstelle errichtet, welche zum Verweilen einlädt. Da neu eine Fahne aufgestellt wurde, ist sie von Weitem gut sichtbar und von der Hauptstrasse her über einen schmalen Weg in rund einer Viertelstunde erreichbar.

Die Burgruine scheint um das Jahr 1200 erbaut worden zu sein. Erstmals erwähnt wurde die Burg im Jahr 1220 respektive 1229 im Zusammenhang mit einem Hartmann von Windegg beziehungsweise einem Diethelm von Windegg. Allerdings ist unklar, ob tatsächlich Niederwindegg gemeint ist oder Oberwindegg ob Niederurnen, beziehungsweise die Burg Windegg in Wald im Kanton Zürich. 1230 schenkte Graf Hartmann der Ältere von Kyburg seiner Gattin Margaretha von Savoyen die Burg samt Zoll. Der Zoll wird unterhalb der Burg zwischen dem Berg und dem Ufer der Linth erhoben. Ab dem Jahr 1265 regierte ein habsburgischer Amtsmann auf der Burg Niederwindegg. Er verwaltete ab 1288 auch das Tal Glarus. Glarus versuchte in der Folge, die habsburgische Vormacht abzuschütteln.


Vom Anschluss Glarus an die Eidgenossenschaft bis zum Verfall der Burg Niederwindegg

Im Jahr 1351 schloss Glarus einen Bund mit Zürich, Uri, Schwyz und Unterwalden und wurde damit Teil der Eidgenossenschaft. Das Verhältnis zwischen der Eidgenossenschaft und Österreich wurde immer schlechter. Dies führte dazu, dass die Burg Niederwindegg in den Jahren 1359 und 1384 unter dem Vogt Egolf von Ems befestigt wurde. In der Mordnacht von Weesen kam ein grosser Teil der eidgenössischen Besatzung ums Leben. Die Feindseligkeiten brachen offen aus. Dabei versuchten die Eidgenossen, die Burg Niederwindegg zu stürmen. Diese erwies sich aber als uneinnehmbar.

Im Jahr 1406 gelangten das Gasterland und damit auch die Burg pfandweise an Graf Friedrich VII von Toggenburg und 1438 an die Kantone Schwyz und Glarus. Ab diesem Zeitpunkt wohnte der jeweils regierende Vogt nicht mehr auf der Burg Niederwindegg. Dies dürfte der Beginn ihres Zerfalls gewesen sein. Vermutlich diente sie 1486 als Steinbruch für den Turmbau der Stiftskirche Schänis und in den nachfolgenden Jahrhunderten als Steinlieferant für weitere Bauten. Heute ist die Burgruine im Eigentum der Ortsgemeinde Schänis.

1953 führt Jakob Grüninger Sondiergrabungen durch, bei denen ältere Mauerreste sowie Keramikstücke gefunden werden. Er vermutete, dass hier ein römischer Wachtposten aus dem zweiten Jahrhundert gestanden habe. Dies wurde jedoch nicht belegt, da keine archäologischen Grabungen durchgeführt wurden.

Weitere Infos sowie der detaillierte Bericht über die Sanierungsarbeiten im Jahr 2020 sowie eine Fotogallerie auf www.ogschaenis.ch.

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Burgruine nach der Sanierung 2020